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Wir schaffen das nicht! So nicht! Die augenblickliche Corona-Herausforderung kann nur bewältigt werden, wenn sie in einem umfassenden Sinn als geistliche Herausforderung verstanden wird - Ein OFFENER BRIEF des Pastoraltheologen Prof. Hubert Windisch

Regensburg (kath.net) Der Offene Brief von Prof. Windisch ist in der Wir-Form geschrieben, weil in ihm viele Stimmen besorgter Mitchristen aufgenommen sind. Der Offene Brief kann vervielfältigt und verteilt werden:

Mit großer Sorge nehmen wir die augenblicklichen Vorgänge in unserer Gesellschaft wahr. Alles dreht sich um Corona, so sehr, daß sich bald nichts mehr dreht - weder sozial noch wirtschaftlich, weder kulturell noch religiös. Über die politischen Entscheidungen hinaus ist nicht zuletzt ein mediales „Corona-Panikorchester in der Endlosschlaufe“ dafür mitverantwortlich, wie Prof. Stephan Russ-Mohl in der NZZ vom 12. Januar 2021 geschrieben hat. Eine bleierne Schwere liegt über unserem Land.

Ein Lockdown folgt dem anderen, ohne grundlegende Fortschritte in der Coronabekämpfung hervorzubringen. Im Gegenteil scheinen die politisch-behördlichen Maßnahmen nur die Schockstarre wie die des Kaninchens vor der Schlange zu verfestigen. Als Effekt davon schwindet langsam, aber stetig das Vertrauen der Bürger in die Regierungen. Sie fühlen sich weithin nicht mehr in ihrer Freiheit und Selbstverantwortung ernst genommen, sondern empfinden sich als Spielball bevormundender Politik. Zahlreiche Existenzen stehen inzwischen auf dem Spiel. Psycho-soziale Schäden von Kindern und Jugendlichen sind augenscheinlich. Viele wissen nicht mehr aus noch ein. Und es kommt immer häufiger der Verdacht auf, Corona könnte nicht nur von manchem Politiker persönlich, sondern auch von Gruppen und Institutionen weltweit instrumentalisiert werden, um ein spezielles Süppchen zu kochen.

Zu Recht werden die Sinnhaftigkeit und Verhältnismäßigkeit vieler Verordnungen hinterfragt, wenn z. B. aufgrund einer Ausgangssperre keine Christmette nach 21 Uhr stattfinden durfte, wohl aber ein Fußballpokalspiel. Oder wenn z. B. eine Familie (Vater, Mutter und zwei Kinder) den alleinstehenden Bruder des Vaters zu Hause empfangen, aber umgekehrt die Familie den Bruder nicht besuchen darf. Oder wenn bisherige Masken über viele Monate hinweg anscheinend nichts genützt haben, aber verpflichtend waren. Usw. Vollends ins Inhumane kippt die politische Sorge in der Coronabekämpfung, wenn man keine kranken Angehörigen im Krankenhaus, keine alten Angehörigen im Altenheim, ja bisweilen nicht einmal sterbende Angehörige trotz möglicher hygienischer Maßnahmen besuchen darf. Quer durch die Zivilisations- und Kulturgeschichte war der Umgang mit Sterben und Tod aber immer ein Indikator für die humane Stufe einer Gesellschaft. Unsere Zivilisation scheint sich diesbezüglich momentan zurückzuentwickeln.

Für eine Detailanalyse der augenblicklichen Krise (in bezug auf umstrittene Tests, unbrauchbare Fallzahlen, das Impfdesaster oder eine sog. Übersterblichkeit z. B.) fühlen wir uns nicht kompetent genug. Aber auf folgende fundamentale Erkenntnisse möchten wir verweisen: 1. Es ist eine Illusion zu meinen, wir könnten das Coronavirus besiegen. Dazu müßte man es mit Zauberkräften wieder in das Labor in Wuhan zurückzaubern können, aus dem es entsprungen zu sein scheint. Nicht einmal Impfungen werden es aufgrund seiner ständigen Mutationsfähigkeit (wie bei Grippeviren) besiegen können. Wir können nur mit vernünftiger Vorsicht und Gelassenheit damit umzugehen lernen. Und 2. ist es eine Illusion zu meinen, mit der Bekämpfung von Corona dem Tod ein Schnippchen schlagen zu können. Das Leben ist immer tödlich, vor allem jenseits von Corona. Das bedeutet keine falsche Todesergebenheit, sondern besorgte Nüchternheit, die um menschliche und damit auch um medizinische und technische Grenzen weiß.

Ein Wort noch an die Polizei: ihr Polizistinnen und Polizisten seid Söhne, Töchter und Enkel, Väter und Mütter wie wir, Mitbürger in Uniform, Freunde und Helfer. Ihr steht für Recht und Ordnung des Souveräns. Ihr seid also nicht primär einer Verordnung oder einem Befehl eines oft nur auf kurze Zeit bestellten Politikers verpflichtet, der in seinem Dienst (auf Lateinisch: Ministerium) zum Wohl des Souveräns da zu sein hat. Früher fühlte man sich sicher, wenn man ein Polizeiauto sah (den Schutzmann im alten Sinn). Es darf nicht sein, daß heutzutage Kinder beim Rodeln Angst bekommen, wenn ein Streifenwagen kommt, weil sie Schikanen befürchten.

Für die jetzige Situation gilt: Wir schaffen das nicht. So nicht. Die augenblickliche Herausforderung kann nur bewältigt werden, wenn sie in einem umfassenden Sinn als kulturelle, also primär geistige, und wir sagen bewußt: als geistliche Herausforderung verstanden und angenommen wird. Dazu noch drei Weisheiten:

1. Eine wissenschaftliche Weisheit: Albert Einstein sagte einmal, es sei ein Kennzeichen von Wahnsinn, wenn man mit den immer gleichen Versuchen andere Ergebnisse erhofft.

2. Eine Volksweisheit: Der Teufel liebt die Vereinzelung.

3. Eine kirchlich-spirituelle Weisheit: Ohne Gottvertrauen kann Menschenwerk nicht gelingen (vgl. Psalm 127,1-2).

 

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