Evangelischer Akademiedirektor: AfD offen kirchenfeindlich
Ihre „Propaganda“ ist mit „dem ethischen Kern des Christentums“ unvereinbar
Berlin (IDEA) – Der Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen, Sebastian Kranich (Neudietendorf), hat der AfD vorgeworfen, offen „kirchenfeindlich“ aufzutreten. „Die Unvereinbarkeit ihrer Propaganda mit dem ethischen Kern des Christentums muss jedem klar sein“, sagte der Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen, Sebastian Kranich (Neudietendorf), laut einer gemeinsamen Erklärung der Evangelischen Akademien im Osten Deutschlands vom 21. Februar.
Die Direktoren dieser fünf Akademien wollen demnach ab sofort mit regelmäßigen Stellungnahmen zur Demokratie öffentlich „für eine differenzierte und klare Haltung zu gesellschaftlichen Fragen“ eintreten. Der Auftakt der gemeinsamen Aktion bildete eine Gesprächsrunde in Berlin. Sie bezog sich thematisch auf ein Papier der Kammer für öffentliche Verantwortung der EKD mit dem Titel „Konsens und Konflikt: Politik braucht Auseinandersetzung“ aus dem Jahr 2017. Darin heißt es, dass Rechtspopulismus eine große Gefahr darstelle. Der Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen, Sebastian Kranich (Neudietendorf), kritisierte, dass in dem Papier die AfD nicht konkret als rechtspopulistische Partei „beim Namen genannt“ wurde. Sie müsse heute viel stärker direkt adressiert werden. Laut der gemeinsamen Erklärung der ostdeutschen Akademien unterstützen diese die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus an vielen Orten und wollen diese „ermutigenden Zeichen“ bestärken. „Einigkeit besteht zum Glück im klaren Widerspruch gegen Rechtsextremismus in unserem Land“, sagte der Direktor der Evangelischen Akademie Sachsen, Stephan Bickhardt (Dresden). Nach seinen Worten sind Kirchen und Evangelische Akademien wichtige Räume, um vielfältige Meinungen über strittige Fragen zuzulassen. Es sei wichtig, „Konfliktthemen im Rahmen eines demokratischen Streits in der Mitte der Gesellschaft zu diskutieren“. Die „Pluralität der Mitte“ müsse anerkannt werden. Das betreffe Themen wie Migration, Klimawandel oder auch Frieden.
„Christen in der AfD“: Teil der Evangelischen vom Gespräch ausgeschlossen
Der Vorsitzende der „Christen in der AfD“, der Europaabgeordnete Joachim Kuhs (Baden-Baden), zeigte sich gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA überrascht von den Aussagen Kranichs. Bisher habe er die Akademien positiv als „offene Debattenräume“ wahrgenommen. Mit der Behauptung, die AfD sei kirchenfeindlich, verlasse man leider diese Debattenräume und schließe „einen nicht unerheblichen Teil der Mitglieder in der evangelischen Kirche vom offenen Gespräch aus“. Kuhs signalisiert zudem Gesprächsbereitschaft: „Ich würde mich sehr freuen, wenn Herr Dr. Kranich mich als Vertreter der Christen in der AfD zu einem Austausch über die Debattenkultur in seiner Akademie einladen würde.“ Die Evangelischen Akademien Thüringen, Sachsen, zu Berlin, Sachsen-Anhalt und der Nordkirche – Büro Rostock laden im Wahljahr 2024 monatlich Gäste aus Gesellschaft, Wissenschaft, Kirche und Politik zu einem Hintergrundgespräch ein und veröffentlichen anschließend eine gemeinsame „Stellungnahme zur Demokratie“. In diesem Jahr finden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen (1. September) und Brandenburg statt (22. September).
— IDEA 23.02.2024